Im Dezember 2020 hatte ich die wahrscheinlich einmalige Gelegenheit eine Schäferei aus nächster Nähe fotografieren zu dürfen.
Als Hundehalter, der die Rheinwiesen täglich für seine Runden nutzt, kommt man hier in Duisburg irgendwann in zumindest Sichtkontakt mit Schafen. Unsere Hunde bspw. finden die sehr spannend, so dass ich ununterbrochen die Umgebung scanne, um den Wolltieren nicht zu nahe zu kommen. Natürlich gab es in der Vergangenheit oft Konflikte zwischen Hundehaltern und Schäfern (gibt es auch immer noch, aber es wird weniger), die zum Teil schwer eskalierten bis hin zu toten Schafen, Polizeieinsätzen und der totalen Sperrung der Wiesen für Fußgänger. Um diesem allen entgegenzuwirken haben sich in 2008 ein paar Hundehalter zusammengetan (ich war einer davon) und versucht, das sogenannte Betretungsverbot rückgängig zu machen, um die Rheinwiesen wieder der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Da gab es Radiosendungen, groß angelegte Presseaktionen etc., mit dem Erfolg, dass die Verbotsschilder entfernt wurden und die Stadt Duisburg uns wieder erlaubte, die Rheinwiesen zu nutzen. Bitte nicht falsch verstehen, unser Anliegen war es nie, den Schäfern (damals gab es vier) die Wiesen streitig zu machen, erklärtes Ziel war die gemeinsame, rücksichtsvolle Nutzung, die Einhaltung von gewissen Verhaltens- und Abstandsregeln und eine friedliche Koexistenz. Duisburg hatte damals ca. 24.000 gemeldete Hunde, so dass durchaus eine Lobby bestand. Lange, Rede kurze Message, es funktionierte. Es wurde ein Forum gegründet für Hundehalter (mittlerweile ist es eine Facebookgruppe, Foren sind out ;-)) und dort tummeln sich ca. 2500 Duisburger Hundehalter, die unter anderem, und das war der ursprüngliche Zweck, die Schafstandorte kundtun, um andere Hundehalter zu warnen. Zu unserer großen Freude haben sich auch mehrere Schäfer der Gruppe angeschlossen, die dort tag- oder gar stundenaktuell mitteilen, wo die Wolltiere stehen oder hinziehen. Konflikte gibt es immer noch, aber es sind weniger geworden und dann in der Regel von auswärtigen „Gassitouristen“ verursacht.
Durch den virtuellen Kontakt mit den Schäfern lernte man sich auch noch auf einer anderen Ebene kennen und es entstanden einige Freundschaften zwischen den doch so gegensätzlich interessierten Rheinwiesen-Nutzern. Was mir dann die große Ehre verschaffte, diesen letzten Tag am Rhein dokumentieren zu dürfen. Ich verzichte auf die Bilder der ganzen Familie wegen Persönlichkeitsrechten, da die lokale Presse aber auch einige der Bilder verwenden wird, sind die Schäfer mit der Veröffentlichung einverstanden.
Fotografisch war das eine große Herausforderung, was nimmt man zu so etwas mit? Ich habe mich für das Olympus 28-48mm f4 entschieden, damit deckt man schon mal viel ab. Zusätzlich war das in meinen Augen außergewöhnliche Auto Rikenon 55mm f1.4 dabei und im Telebereich das Tamron SP 90mm 52BB sowie das Zuiko 135mm f2.8. Anzutreten hatte ich gegen zwei Leica-Fotograf(inn)en, aber die komischen Kameras konnten noch nicht mal Farbe
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Es war ein großartiger Tag mit sehr netten Kontakten (in meinem Fall zum ersten Mal in der Realtität) und ich war Schafen noch nie so nahe. Ich verzichte darauf, die Bilder mit den Objektivdaten zu versehen, das alles sind mE fantastische Objektive. Alle waren an der A7R II. Die Nachbearbeitung versucht das darzustellen, wie ich die Umgebung an diesem sonnigen Tag gesehen habe und ist vielleicht etwas romantisierend